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Untertage und Kosmos

„Ich berühre die Erde – ich stütze den Himmel – ich verbinde“…

Ihr Titel

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…Das ist eine Übung aus dem Chi-Gong.

Die interaktive Licht-Ton-Installation „Expansion mit Erweiterungsgerät“ von 1997 hat genau das, also die Verbindung von Kosmos und Erde, zum Thema. Es ging mir um die Frage nach der Möglichkeit einer universellen Vernetzung und der Ausdehnung des Menschen in den Weltraum.

Für dieses Werk wurde ich 1998 mit dem Kunstförderpreis der Stadt Düsseldorf geehrt.

Christian Kazner unterstütze mich mit seinem Wissen bei der Planung und Herstellung. Auf handbemalten und in Siebdruck bedruckten 21 Plexiglasbodenplatten sind zwölf Hauptknotenpunkte des deutschen Autobahnnetzes neun Planetenkarten zugeordnet: Rostock–Neptun–Berlin–Pluto–Saturn–Hamburg–Uranus–Kassel–Dresden–Venus–Düsseldorf–Frankfurt–Nürnberg–Jupiter–Leipzig–Stuttgart–Mars–Passau–Mond–München–Merkur.

Tritt man auf einen der vier Bodenschalter leuchten blaue Berge aus transparentem Kunststoff während einer 12-Sekunden-Lichtlaufschaltung alle drei Sekunden farbig an einem neuen Ort auf und verbinden so optisch Planeten und Städte. Aus einem Kassettenrekorder hört man dazu den „Gesang der Planeten“, für den die Umlaufbahnen der Planeten von Wissenschaftlern in einen Synthesizer gespeist wurden – und zwar nach den Angaben Johannes Keplers in seiner „de harmonice mundi“, der dem Planeten Saturn das „tiefe G“ zugeordnet hatte. Durch die drei Keplerschen Gesetze definierten sich die Töne aller anderen Planeten bis hin zum Merkur, der das „hohe viergestrichene E“ ist. Interessant ist, dass der Tonbereich der neun Planeten des sogenannten „sichtbaren Universums“, einschließlich der Erde, auf diese Weise acht Oktaven umfasst und so in auffälliger Weise dem Umfang des normalen menschlichen Hörbereichs entspricht.

Venusvideo

„Universal News“, so heißt ein 20-minütiges Video, was 1997 – ebenfalls gemeinsam mit Christian Kazner – entstand. Der Fernsehzuschauer der universellen Nachrichten erfährt, dass der Bundeskanzler die Delegation unseres Nachbarplaneten Venus empfangen hat. Mara Zenia, die Vorsitzende dieser Delegation trifft sich nämlich jedes Jahr zum Gedankenaustausch mit den irdischen Konföderierten in der Villa Hammerschmidt. Harry Lamur, ein freier Journalist von „Universal News“ interviewt Mara Zenia, gekleidet in schimmerndes Gold. Dabei ging es schwerpunktmäßig um Themen wie Teleportation, die universale Liebe sowie die intelligente Nutzung der Atomenergie. Außerdem berichtet Frau Zenia von ihren Gesprächen mit Jesus Christus und Joseph Beuys, die sie auf der Venus regelmäßig zum Tee trifft. Sie reiste, wie immer, aus der venusischen Astralebene mit purer Gedankenkraft zum Planeten Erde, wo sie auch dieses Jahr herzlich empfangen wurde.

2002 entstanden zum Thema „Kosmos“ 10 kreisrunde Lichtobjekte, die die jeweiligen Planetenenergien bildlich auf 9 cm tiefen und bis zu 108 cm großen Plexiglaskästen, beklebt mit Diasec-Abzügen darstellen und von innen mit mundgeblasenen Neonröhren beleuchtet werden. Vor allem im Dunkeln ist es schön, wenn die Planeten strahlen. Die Venus hängt heute noch in meiner Wohnung!

Collagen

Anhand meiner Titel der meist 80 x 120 cm großen Collagen auf Bütten, bekommt man einen Eindruck, womit ich mich in dieser Zeit künstlerisch beschäftigt habe. Da gab es 1996 die „Venushügelkette“ und „Wohnungen auf dem Merkur“, 1997 die Collagenserie „Kartoffelraumschiffe“, 1999 Collagen mit Fotografien vom Kraftwerk Flingern II in Düsseldorf, das damals zum Teil abgerissen wurde die „Trümmerfrau AEG (aus Erfahrung gut)“ und „Trümmerfrau nach der Sonnenfinsternis (Kraftwerk)“, die „Förderung des Herzens – Villenkolonie Bliersheim Duisburg“ und ebenfalls mit Fotografien vom Duisburger Ruhrort „Mondkraft im Berg“. Im Gegenzug die „Sonnenerhellung über Tage – Maschinenrotation“, „Die gelbe Frau und die Sehnsucht nach Gott, 1999 „Förderbänder zwischen den Lichtwesen“ und „Searching Interstellar Communication“ sowie die Collagenserie zur Aktion „Atmosphäre reinigen am Düsseldorfer Medienhafen“.

Lichtduschen

Erwähnen möchte ich noch die Ausstellung „Rituale der Zukunft“, zu der ich 2004 nach München (lothringer 13) eingeladen wurde. Kurz davor hatte ich den japanischen Wissenschaftler Masaru Emoto kennengelernt, der mir erlaubte, seine Fotografien von gefrorenen Wassertropfen, also Wasserkristallen just im Moment des Auftauens, künstlerisch zu verwenden. Wir Menschen kommen ja aus dem Wasser und bestehen überwiegend aus Wasser. Leben auf unserem Planet existiert nur durch Wasser. Daher interessierte mich das sehr!

Was Emoto herausfand: Reines Wasser bildet reine, hexagonale Kristalle aus, verschmutztes dagegen asymmetrische, missgebildete. Aber auch abstraktere Einflüsse verändern das Erscheinungsbild des Wassers. Es wurden unterschiedliche Versuche gemacht, dem Wasser Informationen zu vermitteln wie durch Beschallung mit Musik, durch Worte, die auf Wasserflaschen geschrieben wurden oder durch pure Gedanken und Gebete, die dem Wasser gewidmet waren. Dabei stellte sich heraus, dass Wasser ein optimaler Träger der jeweiligen Information ist. Sage ich dem Wasser „Danke“ zeigt es sich mir in einer wunderbarer kristallinen Form – sage ich „Dirty“ oder „You make me sick!“ verschwindet die kristalline Form und es kommt zu Verzerrungen.

Emotos Resultate sind womöglich der Beweis dafür, dass Bewusstsein Einfluss und Wirkung hat, selbst unsichtbare, formlose Gedanken. Wer mehr dazu lesen möchte: Im „Kunstforum International, Bd. 164 (2003) schrieb Sven Drühl dazu in seinem Textbeitrag „Barbara Meisner – Die spirituelle Dimension“.

Ich dachte mir dazu folgende Geschichte aus: Ein Mann verlässt morgens das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Er tritt aus der Tür und automatisch geht eine Lampe über ihm an und ‚duscht’ ihn mit der Energie des Wortes „Liebe“. Kommt er abends wieder, versorgt ihn das Licht, bevor er ins Haus geht, mit der Schwingung von „Dankbarkeit“.

Dazu kreierte ich „Lichtduschen“, kreisrunde Plexiglasobjekte, so wie meine Planetenobjekte, diesmal mit Wasserkristallfotografien beklebt und hing sie an die Decke, so dass der Ausstellungsbesucher eingeladen war, sich energetisch zu duschen.

Ruhrgebiet

Von weit oben ging es nun thematisch weit nach unten. Ich bekam 2008 die Möglichkeit, in einem Privatbunker in Dortmund-Hörde als erste Künstlerin etwas zu machen und habe dafür die hohen Berge nach tief Untertage geholt. Dementsprechend betitelte ich die einjährige Ausstellung „Berge im Bunker”. Sie war eine aufeinander abgestimmte Installation aus Objekten in Erde, Kohle, Schotter und Moos, einer Diaprojektion, einem Video, Licht und Klang sowie einer wandfüllenden Collage – verteilt auf fünf schmale unterirdische Räume.

DERHANK organisierte mit mir den Aufbau. So schleppten wir unter anderem tagelang 2000 Kilo Anthrazitkohle in die unterirdischen Gänge. Und das trümmerfraumäßig in jeder Hand einen Eimer. Der anstrengende Aufbau lohnte sich jedoch: Der Besucher traf auf den Haldenaborigine – den „Ur-Ruhri“ sozusagen, auf eine „Bonsai-Kuh“, eine spezielle niedrige Züchtung für den Bergbau, auf eine unterirdische Sonne, die aus einem Kartoffelberg aufgeht, auf leuchtend blaue Berge in einem Kohleparcours mit weißlichen durch die Decke wachsenden Wurzeln, Heidi von der Alm, Alphornblasen, eine atmende Lichtspirale und auf Sterntaler, das das Schwarze Gold mit ihrem Kleid auffängt.

Die Experimentalmusiker [multer] steuerten zwei wunderbare, eigens dafür komponierte Klangcollagen bei. Das Summen einer Fliege habe ich heute noch im Ohr. Der Track für den letzten Raum, in dem meine 2,40 x 4 Meter große Ruhrgebietscollage hing, wurde aus Ton-Fundstücken des Ruhrgebiets gesampelt – von Gesprächsfetzen an Autobahnraststätten über Kindergekreische im Freibad, Klängen vom Hochofen, aus dem Ruhrstadion, Vogelgezwitscher aus dem Fredenbaumpark, Glockenläuten der Reinoldikirche und einem Autokorso. Wer’s hören oder den virtuellen Rundgang durch die Bunkerausstellung machen möchte: www.bergeimbunker.de

Im Pressetext hieß es: „Barbara Meisner, Künstlerin aus Düsseldorf, als Tochter eines Bergmanns 1964 in Marl geboren, thematisiert anhand ihrer persönlichen Biografie die „Biografie“ des Ruhrgebiets, den Strukturwandel sowie den Heimat- und Identitätsbegriff. Dabei wird dem Berg als Metapher eine zentrale Rolle zugeordnet. Er steht generell für Weitblick und Erhabenheit, aber auch für Unbarmherzigkeit und Einsamkeit und besonders im Ruhrgebiet für Bergbau, Stollen, Grube, Schacht – aber auch Flucht, Vertreibung und Zechensterben.“

Kriegsenkel

Mit 50 Jahren entdeckte mich das Thema „Kriegsenkel“ – Volltreffer! Das war ich und Flucht und Vertreibung waren also immer noch virulent und die damit verbundenen Gefühle, sogar vererbt über die Mechanismen der Epigenetik wirken bis heute nach. Ich beschäftigte mich sehr intensiv mit den transgenerationalen Traumata und übersetzte es künstlerisch in der Ausstellung „Kriegsenkel 1964“ – gezeigt zusammen mit Heribert Münchs Plastiken im Neusser Hafen.

In der Eröffnungsrede von Thomas Brandt sagte er: „Barbara Meisners hier ausgestellte, vielteilige Arbeit „Kriegsenkel 1964“ ist ein biographisches Objekt … ein exemplarischer Blick in die Familien einer Nachkriegsgeneration. Die überwiegend im Haus ihrer Eltern gefundenen Gegenstände unterzieht die Künstlerin einem Prozess der Wandlung, der sie zu Kunstdingen und gleichzeitig sprechend macht. Durch ihre einfallsreiche, feinsinnige künstlerische Übersetzung sind die Werke der Künstlerin nicht mehr privat.

„Transsubstantiation“ heißt der Vorgang der Wandlung während der Eucharistiefeier in der katholischen Kirche, wenn durch die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut eine leibliche Realpräsenz Christi vollzogen wird. Barbara Meisner ist als Katholikin meines Erachtens daher in besonderem Maße dazu befähigt, im Sinne der Wandlung einen real gegebenen Gegenstand in einen mit einer anderen Qualität zu überführen.

Sie vergleicht ihre Suche mit der Förderung von Kohle im Bergbau, mit dem ihre Familie über den Beruf des Vaters eng verbunden ist. Seine Arbeit Unter- und Übertage war es zum Teil auch, die Barbara Meisners Wohnort von ihrer Geburtsstadt Marl aus auf viele Stationen durch die gesamte Bundesrepublik führte. Wie aus dem Dunkel der Tiefen, die dort seit Millionen von Jahren abgelagerten Ur-Bäume und -Pflanzen als Kohle ans Tageslicht gefördert werden, so fördert die Künstlerin in ihrem „künstlerischen Bergbau“ tief unten im Unterbewusstsein abgelagerte und für den Alltagsblick unsichtbare Ereignisse zu Tage und so in unser Bewusstsein.“

Hier einige Titel der gezeigten Objekte: „Bleimantel, Broken-Heart-Syndrom, Brot und Erde, Einmal durch den Hades und zurück, Essenz der Trauer, Familiäres Stillhalteabkommen, Familiengeheimnis, „Ich wünschte, meine Seele wär‘ auf weichem Moos gebettet“, Immer zuviel – nie genug, Kriegsenkel (nicht gesehen – nicht gehört), Künstler am Abgrund, La mémoire pèse, Mutterschoss – Todesurteil, Seelenhornhautflotte, Selbstportrait als Stehaufmännchen, „Und vergiß nicht den Herd auszumachen – sonst kocht die Erinnerung über!“, Unsichere Bindung, Wir brauchen eine neue Sprache…“

Düsseldorf, 2020

Back to the roots! Zurück zur Natur! Zeichnungen und Collagen auf Papier – auf diese Form der Kunst beschränke ich mich mittlerweile wieder ausschließlich. Papier und Graphitstift – die Basis. Der erste Gedanke, die erste Idee. Das hat für mich das richtige Maß, ich kann den Prozess autonom steuern, die Werke entstehen im Fluss, es fließt durch mich und den Stift hindurch. Ich mag das. Schaue zu, wie etwas auf meinen zuvor gefärbten Papieren entsteht, füge hinzu, nehme weg, bade die Papiere mehrmals in Pflanzensud, in Tee und Tusche, klebe drauf, zeichne drüber. Verbinde das Oben mit dem Unten. Himmel und Erde. Über- und Untertage. Glück auf!

Ich bin dabei auf der Suche nach den verborgenen seelischen Formkräften, die in unvorstellbar langer Entwicklung, unendlich differenziert die Menschwerdung möglich machten. Bewußtseinsgeschichte. Evolution – auch und gerade durch Kooperation. Das Unsichtbare, das Wesentliche, das Geistige interessiert mich – die Verbindung zwischen Mensch und Natur auf einer transzendenten Ebene.

Om namah shivaya!

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